Sie haben an alles gedacht, die Staatsbeamten aus Myanmars Hauptstadt. Haben Geländewagen organisiert, um Vertreter der Weltpresse bis zur Grenze nach Bangladesch zu karren. Haben einen Übersetzer mit einer Stimme wie eine Kreissäge aufgetrieben und ein Dutzend in ihren Sari schluchzende Mädchen, die berichten, dass sie von bösen Muslimen verschleppt und gequält worden seien.
Sie haben dafür gesorgt, dass klein gewachsene Stammesangehörige den Kameras ihre Wunden entgegenstrecken, die ihnen angeblich Muslime beigebracht haben. Und haben, zu guter Letzt, ein paar der in Myanmar verbliebenen Muslime einbestellt, die mit gesenktem Blick Sätze wiederholen wie: "Unser Dorf wurde niemals angegriffen. Es geht uns gut. Alles ist wunderbar."
Dabei ist in Myanmar wenig wunderbar, vor allem für die Muslime, die zum Volk der Rohingya gehören, einer Minderheit in dem überwiegend buddhistischen Land. Als im August vergangenen Jahres Rebellen der Rohingya Polizeiposten angriffen, schlug das Militär mit aller Härte zurück. In Panik flohen rund 700 000 Rohingya nach Bangladesch; die Uno sprach von "ethnischen Säuberungen".
Aber was ganz genau geschah, ist immer noch wenig erzählt. Denn niemand kam hinein in weite Teile des Bundesstaats Rakhine im Westen des Landes; die Heimat der Rohingya ist seit Langem abgeriegelt für Ausländer.
Jetzt aber, zum ersten Mal seit Beginn der Krise, dürfen zwölf Journalisten aus Japan, Indien, Russland und Deutschland für drei Tage das Grenzgebiet bereisen. Allerdings streng kontrolliert von der Regierung – denn die Weltöffentlichkeit soll davon überzeugt werden, dass hier eine junge, starke Demokratie gedeiht; dass die buddhistischen Machthaber bereit sind und willig, die geflohenen Muslime zurückzunehmen, "so viele wie möglich, und zwar sofort", wie die mitreisenden Presseoffiziere nicht müde wurden zu betonen. Als wäre der Exodus, die gewaltsame Vertreibung, schlicht westliche Propaganda.
Gleich am zweiten Tag jedoch scheitern alle Bemühungen. Es ist der Moment, als zwei japanische TV-Reporter an der Grenze zu Bangladesch stehen und höflich bitten, die ersten Rückkehrer filmen zu dürfen. Aber es gibt keine Rückkehrer.
Die Japaner stehen an einer Brücke, auf der anderen Seite beginnt Bangladesch, davor befindet sich ein rostiges Tor. Durch dieses Tor sei bisher kein einziger Flüchtling getreten, sagt hinter vorgehaltener Hand ein Presseoffizier.
An dieser Tatsache lässt sich nicht drehen, auch nicht für das japanische Fernsehen, und so filmen die Reporter die leeren Lager, in denen eigentlich die Rohingya wohnen sollten. Da gibt es eine Ziege, die über den Helikopterlandeplatz spaziert, und Soldaten, die in blauer Uniform am Wegesrand stehen, um den Konvoi vor Rohingya zu schützen, die, warnt ständig ein Presseoffizier, "jederzeit aus der Landschaft springen und angreifen könnten".
Der Pressetrip gerät zur Propagandashow, bei der die Journalisten nur eine Seite der Wahrheit präsentiert bekommen – die der Buddhisten, nicht die der Muslime.
Immer wieder führen die Presseoffiziere in Siedlungen aus neu gebauten Pfahlhäusern, in denen bald Buddhisten angesiedelt werden sollen. Warum diese neuen Häuser? Weil es die alten Dörfer der Rohingya nicht mehr gibt, die an diesen Orten einst standen. Immer wieder sind rechts und links der Schotterpisten ihre Reste zu erkennen, niedergebrannt bis auf die Fundamente, umstanden von rußgeschwärzten Palmenstümpfen. Dazwischen liegen Kleidungsstücke, Fotos, lose Koranblätter, vom Wind verweht. Einmal lassen sich die Trümmer einer Moschee erahnen.
Diese Spuren der Rohingya erscheinen wie letzte Beweise ihrer Existenz, in rasendem Tempo werden sie vernichtet. Überall dort, wohin die Journalisten kommen, wühlen sich Bulldozer durchs Erdreich, schwitzen Arbeiter unter Bauhelmen.
Die ganze Region sei "under construction", sagt stolz der Presseoffizier. In diesem neuen Myanmar, so viel wird deutlich, ist kein Platz für die Rohingya. Das Land entledigt sich des Alten, Unliebsamen und vernichtet Beweise einer generalstabsmäßigen Vertreibung. Myanmar soll offenbar, so gut es geht, muslimfreie Zone werden.
Auf Schildern überall auf den Baustellen steht in roter Schrift: "Vorsichtig fahren!". Das könnte das Motto des Medientrips sein: Vorsicht bei der Suche nach der Wahrheit, wo auch immer sie liegen mag, in den niedergebrannten Flecken oder den neuen Musterdörfern. Myanmar, das ist das Land der zwei Wahrheiten. "Wir zeigen beide Seiten", sagt achselzuckend der Presseoffizier, "suchen Sie sich eine aus."
Weil man auf dieser Reise so gut wie nichts erfährt über das Schicksal der Rohingya, muss man sich allein auf die muslimische Seite begeben. Das geht nur ein paar Tage später, ohne Presseoffiziere, Kollegen und Kameras. Einige Kilometer weiter südlich, in der Nähe von Sittwe, der alten kolonialen Hafenstadt der Briten, heute Hauptstadt von Rakhine. Wo genau, darf man nicht schreiben, weil die Muslime für das Gespräch ihr Leben riskieren.
Nicht weit von einem Golfplatz, auf dem die Generäle mit ihren Caddies scherzen, wartet ein Rohingya. Er nennt sich Faizal, Vater zweier Kinder, gläubiger Muslim, 32 Jahre alt. Sein Englisch, sagt er, habe er sich mit seinem Smartphone beigebracht. Er führt feldeinwärts, blickt sich um, ob jemand folgt. An einem schlammigen Fluss steht ein Fährmann auf einem Holzboot und setzt über, an Bord vier Koranschüler mit Gebetskappen.
Faizal trägt Basecap, das ist weniger verdächtig. Er will zeigen, woher er kommt. Er, Faizal, und der Hass auf alles Islamische, auf Rohingya wie ihn.
Auf der anderen Uferseite steht Osman unter einem Regenschirm gegen die sengende Sonne. Er ist der Dorfvorsteher, ein blauer Wickelrock schlottert um seine hageren Hüften. Faizal und er führen durch ein Dorf, in dem das Leben wirkt, als hätte jemand die Stopptaste gedrückt. 3000 Muslime leben hier, ohne Arbeit, ohne Zukunft. "Wenn es so weitergeht, leben auch sie hier nicht mehr lange", sagt Faizal.
Die beiden Männer führen zur Krankenstation – leer. In den Vorgarten einer Schule – verwaist. Sie zeigen das Stelzenhaus, in dem Faizal geboren wurde; seine Familie hatte Glück, es wurde nicht niedergebrannt vor sechs Jahren, als hier der Terror begann.
Am Ende des Ortes bleiben die Männer stehen. Sie zeigen hinüber, wo keinen Kilometer entfernt ein buddhistisches Dorf liegt. "Von dort kamen sie", sagt Osman, "in einer Juninacht."
Zu Hunderten seien die Buddhisten eingefallen, sagt Osman, dazu Polizisten in Uniform und Freunde von früher, die einst noch ihre muslimischen Nachbarn zu ihren Hochzeiten eingeladen hatten. "Sie richteten ihre Waffen auf uns", sagt Osman, "griffen an mit Bambusstöcken und Messern." Der Mob habe Rache genommen für die Vergewaltigung einer Buddhistin durch Muslime.
In jener Nacht, sagt Osman, der Vorsteher im Dorf ohne Namen, schnappten die Rohingya-Frauen ihre Kinder und schleppten die Alten huckepack in die Reisfelder, um sich dort zu verstecken. Die Männer verteidigten das Dorf. "Drei von uns starben", sagt Osman, "wir durften sie nicht nach unseren Riten bestatten."
In diesen Monaten des Jahres 2012 kam es an vielen Orten in Rakhine zu Zusammenstößen zwischen Buddhisten und Muslimen; Tausende Rohingya flohen, und viele, die blieben, wurden in ihren Dörfern eingesperrt wie in Gettos. Seitdem ist die Region nicht wieder zur Ruhe gekommen. Seitdem sei alles anders, sagen auch die Männer; ihr Dorf gleiche einer Gefängnisinsel, einem Alcatraz mitten in Rakhine.
Die Stromleitungen wurden gekappt, es gibt keine Wasserversorgung, nur ein modriges Brunnenloch. Und jeglicher Kontakt zwischen den Dörfern ist verboten. Wer sich hinüberwagt zu den Nachbarn, wie neulich ein Fischer, der ein Boot auf dem Markt von Sittwe kaufen wollte, wird von buddhistischen Banden blutig geschlagen. Seitdem leben sie hier wie lebendig begraben.
"Es ist Apartheid", sagt Faizal, der kurz nach jener tödlichen Nacht vor sechs Jahren vom Militär abgeholt und mit Frau, Kindern und Schwiegereltern in ein Internierungslager umgesiedelt wurde. Dort lebt er mit mehreren Hundert Muslimen hinter Stacheldraht. Haust zu zehnt in einem 20-Quadratmeter-Zimmer, darf nicht arbeiten, kein Arzt behandelt ihn, kein Lehrer unterrichtet seinen achtjährigen Sohn.
Um der deutschen Journalistin sein Dorf zu zeigen, ist er frühmorgens aus dem Lager entkommen, mit jeder Stunde wächst die Gefahr, ertappt und mit dem Tod bedroht zu werden. Doch Faizal spricht ohne Furcht. "Für die Buddhisten in Rakhine sind wir Menschen zweiter Klasse, sie blicken schon seit Generationen auf uns herab, verweigern uns die Staatsbürgerschaft, nehmen uns ein Recht nach dem anderen, und wir bleiben unsichtbar."
Im August vergangenen Jahres, nachdem Rebellen der Rohingya-Miliz "Arsa" Polizisten angegriffen hatten und das Militär mit der Vertreibung begann, blieb es zwar ruhig im Dorf. "Aber die Ruhe täuscht", sagt Faizal, "sie töten auch hier." Die Rohingya in Myanmar, sie sterben stille Tode, ohne dass die Welt etwas davon mitbekommt. Wie etwa die 18-jährige Calmas: Sie war schwanger, das Kind lag falsch, kein Arzt kam, und so starben Mutter und Kind; vor drei Monaten erst sei das passiert, sagen die Männer.
"Wir leben hier seit vier Generationen", sagt Faizal. "Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist auch die Führerin meines Landes", sie müsse doch wissen, was es heiße, unter Hausarrest zu leben. "Sie saß ja selbst, 15 Jahre lang. Wie kann sie es zulassen, dass man uns tötet wie in Zeitlupe?"
Diese Wahrheit bleibt den zwölf Journalisten verborgen, die knapp hundert Kilometer weiter nördlich in Geländewagen über eine Schotterpiste holpern. Es ist heiß und stickig, bald beginnt die Regenzeit, Zyklone werden dann wohl für Chaos und Zerstörung sorgen, wie so oft. Aber noch machen Planierraupen riesige Areale platt, fressen sich gelbe Caterpillar-Bagger in den Dschungel aus Bananenstauden und weiß blühenden Frangipani, um hier das Fundament für ein modernes Myanmar zu ebnen, mit Schnellstraßen, Wirtschaftssonderzonen und boomender Tourismusindustrie.
Im Ort Maungdaw wartet der Direktor der Distriktverwaltung, ein schmaler Mann mit eingefrorenem Lächeln. Akribisch notieren seine Leute jede Frage und jede Antwort und filmen das, was sie eine Pressekonferenz nennen. "Wie kann es sein, dass wir seit zwei Tagen Hubschrauberlandeplätze sehen, aber kaum Häuser für Rohingya?", will der Kollege einer US-Nachrichtenagentur wissen. "Weil sich unsere Politiker, so oft es geht, über den Fortschritt informieren", so der Direktor, "deshalb werden die Landeplätze errichtet."
"Warum werden ganze Landstriche ausradiert, was planen Sie?", fragt eine Russin. "Wir machen eine Flurbereinigung, danach wird gebaut: Industriezonen, Infrastruktur, Hotels", sagt der Direktor.
"Oder sollen die Bulldozer Beweise vernichten?", hakt eine japanische Kollegin nach, "Beweise, die nahelegen, dass hier Massenmorde stattgefunden haben?" – "No, no, no", sagt der Direktor.
"Die Muslime in den Lagern sterben, weil Hilfsorganisationen nicht ungehindert eingreifen können", wirft eine Reporterin aus Singapur ein. "Davon kann keine Rede sein, prüfen Sie Ihre Quellen", kontert der Direktor und erhebt sich: "Noch Fragen?"
Eine halbe Stunde später hält der Konvoi im Dorf Inn Din. Ein einziges Mal haben sich die Reporter gegen die Offiziere durchgesetzt und diesen Halt ausbedungen. Inn Din ist berühmt, seit Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters hier eine Massenerschießung aufgedeckt haben.
Drei Buddhisten warten vor einer Polizeistation, auch hier wurden wieder Menschen, wurden Wahrheiten bestellt, und das myanmarische Fernsehen filmt alles mit. Es habe einen Toten gegeben, sagen die Männer, ja, aber aufseiten der Buddhisten. Dem widerspricht die Recherche von Reuters. Der Artikel erschien im Februar und sorgte weltweit für Entrüstung, gezeigt wurden Fotos von zehn Rohingya-Männern, die auf Knien im Gras hocken, offenbar kurz bevor sie exekutiert werden.
Zugesteckt wurden Reuters die Fotos von einem Dorfältesten; in Lagern in Bangladesch konnten die Journalisten geflohene Angehörige ausfindig machen und die Vorkommnisse jenes Tages im September 2017 rekonstruieren. Vor allem konnten sie nachweisen, dass nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten beim Morden mitwirkten. Das Militär geriet so sehr unter Druck, dass es eine Beteiligung zugab und Aufklärung versprach. Anfang April wurden sieben Soldaten zu je zehn Jahren Haft verurteilt.
Aber auch zwei der vier Reuters-Journalisten, die beiden Myanmaren Wa Lone und Kyaw Soe Oo, wurden im berüchtigten Insein-Gefängnis bei Rangun eingesperrt. Ihnen drohen 14 Jahre Haft wegen "illegaler Informationsbeschaffung".
Mitten in Inn Din stehen jetzt die zwölf Vertreter der Weltpresse und suchen nach Spuren des Verbrechens. Vergleichen auf ihren Smartphones Satellitenbilder der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit dem, was sie hier sehen: Es fehlen Bambushütten, es fehlt ein kompletter Ortsteil, in dem die Rohingya lebten, 6000 Menschen vermutlich.
"Tot? Davon weiß ich nichts", sagt ein Buddhist, Wickelrock, wütendes Gesicht. "Alle geflohen", sagt er, "jetzt gibt es nur noch uns, rund tausend Buddhisten, ist auch besser so." Die Journalisten verlangen, das Grab der zehn getöteten Muslime zu sehen. Die Bewohner sagen, es gebe kein Grab. Die Journalisten eilen zum muslimischen Friedhof, finden kein frisches Grab, nur verbrannte Hütten und einen Berg leerer Whiskeyflaschen.
Der Wahrheit ist hier, wo das Verbrechen wohl geschah, nicht näherzukommen.
Mit einer Motor-Rikscha gelangt man zu den Buddhisten, die neben dem Dorf von Faizal leben, dem jungen Rohingya, der für das Treffen so viel riskiert. Auf den ersten Blick ähnelt es dem Dorf der Muslime: Bambushütten, Stelzenhäuser, Palmen. Nur ist dieses Dorf keine Insel, es gibt Strom und Wasser, Mofas flitzen umher, Frauen sitzen an Nähmaschinen, aus den DVD-Shops plärren chinesische Schnulzen.
Am Ende der Dorfstraße liegt ein buddhistisches Kloster. Dort wartet der Abt Tayzaniya im Schneidersitz, ein dicklicher Mann von 29 Jahren, kahl geschorener Kopf, die Zähne braun verfärbt vom vielen Kauen der Betelnüsse. Vor sechs Jahren lebte er noch nicht in diesem Kloster, war also nicht beteiligt am Überfall auf die Rohingya. Doch wer ihm zuhört, kann den Glauben an all die sanften Dalai-Lama-Weisheiten für immer verlieren.
Der Abt sagt, er sei ein glühender Verehrer des berühmtesten Mönchs von Myanmar, des antimuslimischen Hetzers Ashin Wirathu aus Mandalay. Man glaubt ihm sofort.
Tayzaniya spricht leise und langsam, dabei putzt er sich in aller Seelenruhe das rechte Ohr mit einem Wattestäbchen. Gelegentlich rotzt er in einen silbernen Spucknapf, der zu seinen Füßen steht.
"Die Muslime haben ihre Dörfer selbst abgefackelt", sagt der Abt, "damit die Welt mit ihnen Mitleid hat." Langes Schweigen, lautes Rotzen. Ist eine Art Versöhnung möglich zwischen Muslimen und Buddhisten, die früher doch jahrzehntelang Seite an Seite zusammenlebten? Der Abt muss nicht lange überlegen, er sagt: "Undenkbar! Dazu sind wir zu verschieden. Muslime töten Tiere mit ihren Händen. Wir Buddhisten tun nicht einmal einer Ameise etwas zuleide. Ein Muslim darf viele Frauen haben, sie vermehren sich wie Tiere, denn sie brauchen eine Menge Kinder, um uns zu unterwerfen. Das dürfen wir nicht zulassen!"
Ähnliche Bekundungen hört man überall in Rakhine, die Vorurteile sind massiv. In Sittwe etwa sagt ein Mathematiklehrer: "Vergewaltigungen, wir? Schauen Sie sich die muslimischen Frauen doch an, wie die aussehen, wie die riechen. Da wird doch keiner von uns Männern schwach!"
Es ist vor allem eines, was die Buddhisten nicht verstehen wollen: warum der Westen, der schließlich selbst von Islamisten bedroht werde, für die Muslime von Myanmar Partei ergreift. Die Furcht vor radikalen Muslimen, die aus Rakhine ein Kalifat machen wollen, treibt die Menschen hier um; sie glauben das ernsthaft.
Eine sichere Heimat für die Rohingya wird es in Myanmar so bald nicht geben, dazu sitzt der Hass zu tief. Dass viele Muslime zurückkehren werden, ist unwahrscheinlich. Bisher sind die meisten in Bangladesch untergekommen; doch auch Staaten wie Saudi-Arabien oder Pakistan werden künftig weitere Rohingya aufnehmen müssen – und zwar langfristig.
Faizal aus dem Dorf ohne Namen sagt, er warte nur noch auf den richtigen Augenblick, dann wolle auch er fliehen, mit Frau und Kindern, das Geld für die Schiffspassage nach Malaysia habe er fast zusammen. Dann hätten also Regierung und Militär, dann hätten die Buddhisten gewonnen? "Ja", sagt Faizal, "haben sie."
Er steht am Bootssteg, sagt, da sei nichts mehr zu machen, hebt die Hand zum Abschied und verschwindet in der Dämmerung.